Warum Deutschland im internationalen Standortvergleich zurückfällt.

Deutschland, einst als Vorreiter in der globalen Wirtschaft geschätzt, ist laut dem aktuellen „Länderindex Familienunternehmen“ nur noch ein Schatten seiner selbst. Während kleine Nachbarstaaten wie Dänemark und Schweden mit innovativen Konzepten und Anpassungsfähigkeit glänzen, bleibt Deutschland im internationalen Standortvergleich weit zurück. Warum das so ist, welche Konsequenzen es hat, und was getan werden müsste, zeigt eine Analyse.

Familienunternehmen in der Krise: Deutschlands Absturz

Die Platzierung Deutschlands auf Rang 17 von 21 untersuchten Industriestaaten verdeutlicht die Dimension des Problems. Lediglich Frankreich, Spanien, Ungarn und Italien schneiden schlechter ab. Bereits 2022 hatte sich ein Abwärtstrend abgezeichnet, der trotz Regierungswechsel nicht gestoppt werden konnte. Studienleiter Friedrich Heinemann betont, dass der Abstieg in die Schlussgruppe schon vor der Ampelregierung begann, deren Maßnahmen jedoch weitgehend wirkungslos blieben.

Besonders gravierend ist Deutschlands Performance in den Bereichen Steuern sowie Arbeitskosten und Produktivität. Im Steuerindex belegt Deutschland den vorletzten Platz, übertroffen nur von Japan. Die hohen Arbeitskosten gepaart mit einer durchschnittlichen Produktivität und stagnierenden Bildungsinvestitionen drücken Deutschland im Subindex „Humankapital“ auf Platz 20. Im internationalen Vergleich rangieren Irland, die USA und Kanada an der Spitze, während Deutschland in dieser zentralen Kategorie abgeschlagen bleibt.

Dänemark und Schweden: Kleine Staaten, große Wirkung

Gegenbeispiele zeigen, dass es anders geht. Dänemark, das von Platz 8 auf den Spitzenrang kletterte, und Schweden (Platz 2) setzen auf marktorientierte und bürokratiearme Ansätze, vor allem in der Klimapolitik. Ihre CO₂-Bepreisung gilt als umfassend und effizient. Statt auf kleinteilige staatliche Eingriffe zu setzen, vertrauen diese Länder auf marktbasierte Lösungen – eine Strategie, die sich auszahlt.

Auch die Schweiz, trotz eines Rückgangs von Rang 3 auf 5 weiterhin in der Spitzengruppe, zeigt, dass politische Stabilität und geringe Korruption eine Schlüsselrolle spielen.

Dänemark und Schweden sind damit Paradebeispiele für die These, dass selbst sozialpolitisch ambitionierte EU-Staaten attraktive Standortbedingungen schaffen können – vorausgesetzt, sie handeln flexibel und fokussiert. Die Anpassungsfähigkeit dieser kleinen Volkswirtschaften wird zur entscheidenden Stärke im globalen Wettbewerb.

Lichtblicke und Baustellen in Deutschland

Trotz des insgesamt düsteren Bildes bietet der Bericht auch positive Aspekte. Deutschland erreicht im Bereich Finanzierung den ersten Platz, was der stabilen Finanzlage von Unternehmen und Staat zu verdanken ist. Auch im Energiesektor gab es Fortschritte: Der Subindex Energie verbesserte sich von Rang 18 auf 8, was auf die rasche Umstellung von russischen Lieferungen auf sicherere Quellen sowie eine hohe Stromversorgungssicherheit zurückzuführen ist.

Dennoch bleiben zahlreiche Schwächen bestehen. Besonders gravierend ist der Rückstand in der Digitalisierung und Verwaltungsmodernisierung. Deutschlands überbordende Bürokratie erstickt Innovationen und bindet Ressourcen, ohne produktive Mehrwerte zu schaffen. Neueinstellungen im Compliance-Bereich erhöhen die Kosten, nicht jedoch die Wertschöpfung.

Was getan werden muss: Drei Reformbaustellen

Die Studie formuliert klare Handlungsempfehlungen. Ein bloßes Stückwerk aus Subventionen und punktuellen Maßnahmen wird nicht ausreichen, um den Standort wiederzubeleben. Stattdessen braucht es ein umfassendes Reformpaket, das gleichzeitig auf Bildung, Infrastruktur, Digitalisierung und Bürokratieabbau abzielt.

Auch ein radikales „Null-Regulierungs-Denkmodell“ wird vorgeschlagen, um Gesetze und Verordnungen auf Effizienz und Notwendigkeit zu prüfen.

Die finanziellen Spielräume sollten laut Experten in Zukunftsbereiche wie Bildung und Technologie fließen. Bei Themen wie Rente und Pflege wird eine stärkere Eigenverantwortung gefordert, um die Effizienz zu steigern und Kosten zu senken. Nur durch konsequente Prioritätensetzung und den Mut zu tiefgreifenden Reformen könnte Deutschland wieder konkurrenzfähig werden.

Weniger reden, mehr liefern

Deutschland bleibt im Standortwettbewerb der Klassenletzte und diskutiert lieber über neue Compliance-Vorgaben, während die Nachbarn längst an der Zukunft bauen. Reformen? Vielleicht nach der nächsten Wahl – oder der übernächsten.

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